Okeh, ich bin NICHT fussballfeindlich, ich schaue mir gerne internationale Events wie EM oder WM an, und von mir aus auch mal diesen höchst überflüssigen Confederations Cup letztes Jahr, aber auf die WM im eigenen Land habe ich mich nicht gefreut. Alle negativen Befürchtungen sind schon jetzt, VOR dem Anpfiff, Wirklichkeit geworden.

Das Schlimmste ist aber: Diese allgegenwärtige Dauerbeflaggung. Ich bekomme schon eine Schwarz-Rot-Gold-Allergie. Nur weil die WM zufällig hier ausgetragen wird, entdeckt jeder noch so fussballferne Honk auf einmal seine Vaterlandsliebe und seinen Nationalstolz und muss dies natürlich auch durch 1+x Flaggen ausdrücken. Man könnte meinen, die Anzahl der Flaggen verhält sich reziprok proportional zum Geschichts- und auch Fussballwissen des Einzelnen, oder wie sonst ist es zu erklären, dass Durchschnittsmenschen noch nicht mal den Hauch eines leicht komischen Gefühls haben, wenn sie ihr mit 5 Flaggen bestücktes Auto durch den Berufsverkehr lenken oder aus jedem Fenster ihrer Wohnung eine Deutschland-Fahne hängen haben?! Ganz ehrlich, mich erinnert das an (zum Glück!) längst vergangene Zeiten.

Ich glaub ich kauf mir für die Zeit der WM einen Atombunker mit TV-Anschluss. Ich hab nichts gegen die Weltmeisterschaft an sich...ich hab nur was gegen den plötzlich aufkeimenden schleimigen Patriotismus einiger Fans, und das sind definitiv zuviele in meiner Umgebung.

I can't relax without Atombunker.

Ich bin immernoch krank. Die Kopfschmerzen von Dienstag gingen Dienstag abend in eine handfeste Erkältung über, und seit gesten laboriere ich an einer Magenschleimhautentzündung und esse Schonkost. Ich bin auch selber schuld, denn ich hatte mich schlicht und ergreifend an Curry-Puten-Sahnegeschnetzeltem an Früchten mit Reis überfressen. Ja, überfressen... Man sollte es nicht meinen, aber das geht wirklich!

Als vorpubertäres Kind hatte ich mal bei den Schafen einer befreundeten Familie hautnah miterlebt, wie elend ein überfressenes Schaf aussieht. Das Tier wälzte sich mit hervorquellenden Augäpfeln und dickem Wanst im Stroh und man sah, dass es sich ziemlich elend fühlen musste. Der Tierarzt kam, sah und sagte lapidar: "Überfressen." Da hatten wir dann noch gemeinsam drüber gelacht: Haha, guck mal, son blödes Vieh! Wenn man satt ist, hört man doch wohl auf zu essen...man weiss doch, wann man nicht mehr kann!
Kurze Zeit später überfraß ich mich das erste Mal, an türkischer Bohnensuppe mit Sucuk. Ich kotzte einen Abend lang, und die nächsten zwei Tage war ich ernsthaft magenkrank. Das volle Programm: Übelkeit bei Essensgeruch, heftige Magenschmerzen, Appetitlosigkeit, Übelkeit auch ohne Essensgeruch und überhaupt, alles doof. Unweigerlich musste ich an das überfressene Schaf denken,fühlte mich saudämlich und ich schwor mir: so schnell würde mir das nicht wieder passieren....
Okey, machen wirs kurz: meinen Plänen kamen im Laufe der Jahre eine Schokoladen-Bananen-Torte, ein ausgiebiges Barbeque, diverse Windbeutel, 3 Tüten "Honey, Mustard & Onion Pretzel Snacks", Ddeog (eine koreanische, mit einer Paste aus roten Bohnen gefüllte Süssigkeit) und diverse Aufläufe dazwischen. Und vorgestern dann eben das Putengeschnetzelte.

Was lernen wir daraus?
Richtig, ich lerne eben nicht daraus. Ohne hier Speziezismus betreiben zu wollen, aber: ein bisschen mehr Verstand als einem Schaf hatte ich mir eigentlich schon zugetraut. Nach diesem Resumee kann man allerdings getrost behaupten, dass ich anscheinend noch viel dämlicher bin, wenn man die Häufung der Fälle betrachtet. Von dem Schaf hab ich immerhin nie wieder gehört, dass es sich überfressen hätte. Könnte aber auch daran liegen, dass es kurz darauf geschlachtet wurde...

In diesem Sinne: Heil Zwieback!